Dieser Artikel hilft Dir, Chancen und Risiken beim Thema Gaming besser einzuordnen. Gönn Dir fünf Minuten Lesezeit – Du bekommst wertvolle Erziehungstipps vom Experten.
Köln und Kostüme? Da klingelt was. Wenn Fantasy-Heroes, Cyborgs und Geisterjäger aus der S-Bahn strömen, heißt es im August aber ausnahmsweise nicht “Alaaf”, sondern “Gamescom”.
Über 265.000 Gaming-Begeisterte aus aller Welt waren 2022 da.
Teenies kreischen vor Begeisterung. Vor den stimmungsvoll beleuchteten Bühnen der Aussteller spielen sich Szenen ab, die an Musik-Konzerte erinnern. Die Superstars von heute spielen nicht Gitarre oder Schlagzeug – sie rocken Playstation, Xbox und PC. Manchmal sind sie nicht mal echte Menschen.
“Wenn Du selber nicht viele Berührungspunkte mit Gaming und E-Sports hast, fehlt Dir oft das Verständnis”.
Gaming und E-Sports sind mittlerweile Teil der Alterskultur eines jeden Heranwachsenden – für die Baby-Boomer, GEN X und damit viele Eltern und Großeltern ist die Faszination oft nur schwer zu greifen. Wir müssen reden.

Jörg Adami hat gemeinsam mit Evangelos Papathanassiou eine einzigartige Förderstiftung gegründet: Die esports player foundation. Vor seinem Engagement war Jörg zehn Jahre für die Stiftung Deutsche Sporthilfe tätig. Heute begleitet er Talente auf dem Weg zur digitalen Weltspitze.
Förderungen in Politik, Kultur und im konventionellen Sport sind normal. Im digitalen Bereich sieht es anders aus. Weil E-Sport offiziell nicht als Sportart anerkannt wird. Und das, obwohl die Nachfrage immer größer wird. “90 % der Jugendlichen spielen regelmäßig an Konsole und Computer. Ein Drittel träumt von einer Profikarriere.”

Jörgs und Evangelos’ Priorität liegt nicht nur auf der Förderung der Gaming-Skills. Vielversprechende Talente erhalten vollumfängliche Begleitung bei Themen wie Ernährung, mentale Stärke, Medienkompetenz und Hilfestellung bei vielen wichtigen Lebensfragen. Auch Eltern stehen sie bei Erziehungsfragen rund um das Thema Gaming zur Seite.
“Was wir verstehen müssen: Erziehung findet heute zu 30-40 % online statt.”
“Grundsätzlich versuchst Du das bestmögliche in der Erziehung mitzugeben”, bis vor wenigen Jahren hauptsächlich offline. “Du gehst mit Deinem Kind zum Bäcker. “Danke”, “Bitte”, Du bringst ihm bei, freundlich zu sein.” Heute findet die Sozialisierung auch online statt. Heißt: Im Umgang mit Social Media, Kommunikation über Messenger oder eben beim Gaming. “Wenn Du Dich als Elternteil darum nicht kümmerst, keine Ahnung hast, machst Du keinen guten Job. Meiner Meinung nach hast Du die Verpflichtung, Dich mit den Themen auseinanderzusetzen.”
Die Nerds von gestern sind die Athleten von heute.
Bei Gamern haben ältere Generationen oft Junkfood, viereckige Augen und Bildschirmsucht im Kopf. Wobei sich eSport-Profis als Athleten definieren. “Wer vor 15.000 Menschen in der Lanxess Arena spielt, betreibt Hochleistungssport.” Das fordert 50-60 Stunden Training in der Woche. Aber nicht nur am Computer. “Kein Profifußballer hat 20 Stunden am Tag den Ball am Fuß.” Es wird dosiert trainiert. Der Rest ist ein Lebenswandel mit guter Ernährung, ausreichend Schlaf und mentalem Training. “Das ist im professionellen Gaming-Bereich genauso”, sagt Jörg.
Plötzlich fängt dein Kind freiwillig an, perfektes Englisch zu lernen.
Der Lebenswandel als Profi-Gamer ist grundsätzlich also vorbildlich. Aber welche Chancen bieten sich eigentlich noch? Die Jobwelt der Zukunft schreit nach digitalem Know-how. “Selbst wenn Du in die Landwirtschaft gehst, steuerst Du Rechner und musst digital fit sein.” Da hilft der natürliche Umgang mit neuen Technologien im jungen Alter enorm. Auch Sozialkompetenz und Fremdsprachen lassen sich spielerisch vermitteln und verbessern. “Du lernst ganz, ganz früh Englisch, ohne dass Dich jemand zwingt. Du spielst oft nicht alleine gegen den Computer, sondern im Team gegen andere – und wie bei jeder Mannschaftsportart müsst ihr miteinander reden. Und Deine Teammitglieder sind nicht die drei Freunde aus der Nachbarschaft, sondern Spieler auf dem gleichen Level, z. B. aus Spanien, Mexiko oder China”, versetzt sich Jörg in die Perspektive eines Nachwuchs-Gamers. Durch das gemeinsame Spielen mit Menschen aus aller Welt fangen Kinder immer früher an, perfektes Englisch zu lernen.
Kein Mensch erwartet von Dir, dass Du Experte bist.
Keine Sorge, als Elternteil musst Du jetzt keinen Gaming-Crashkurs machen. Die meisten Spiele sind ohnehin zu komplex, um sich als Rookie einzufinden. Wichtig ist zu verstehen, warum Dein Kind spielt, und auf ein paar Dinge Rücksicht zu nehmen. “Das Wichtigste ist die Bereitschaft, Dich mit dem Thema auseinanderzusetzen und Gaming mit Offenheit und Respekt zu begegnen.” Ein paar Beispiele gefällig?
In Wettkämpfen kann man nicht abspeichern.
“Niemand würde sein Kind in der Halbzeit vom B-Jugend- Fußball-Punktspiel vom Platz holen, weil es Mittagessen gibt.” Die Wettkämpfe heute finden im Kinderzimmer statt. Häufig auch zu festgelegten Uhrzeiten. Deine Kinder nehmen diese Challenge ernst. Wenn Du den Stecker vom Router ziehst, werden sie das nicht verstehen. Reden hilft.
Kinder, die auf Handys starren.
Wenn Kinder zusammen im Bus sitzen und aufs Handy schauen, spielen sie meist gemeinsam. Während früher oft Raufereien und freche Sprüche die Klassenhierarchie bestimmten, definiert sie sich heute unter anderem über den Leistungsstand im Spiel.
Digital zusammen abhängen.
Früher traf man sich an der Tankstelle oder auf dem Spielplatz, heute verabredet man sich in digitalen Welten. Und tauscht sich trotzdem zum ganz normalen Alltag aus. Es heißt also nicht, dass Kinder die ganze Zeit spielen, wenn sie am Bildschirm sitzen.
Was, wenn mein Kind zu lange spielt?
Wenn Du den Eindruck hast, Dein Kind sitzt zu lange vor dem Bildschirm, gib ihm Tipps. Erkläre, dass die Stars der Szene auch etwas für ihr körperliches Wohlbefinden tun. Wer ausgeschlafen und konzentriert ist, hat viel größere Chancen, sich zu verbessern.
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Sponsoring & Innovationsmanager bei CosmosDirekt, hat neben seines Master-Studiums in Wirtschaft und Recht eine Bankausbildung absolviert, ist zertifizierter eSports-Manager und passionierter Gamer.