Sie bezwingt tückische Felswände und therapiert Menschen an der Kletterwand: Andrea Maruna ist Kletterin und Physiotherapeutin. Warum der Sport Kinder klüger macht und was Eltern beachten sollten, erklärt sie im Interview
Frau Maruna, Sie klettern und bouldern seit 24 Jahren leidenschaftlich gern. Können Sie uns kurz den Unterschied erklären?
Klettern ist der Überbegriff für verschiedene Disziplinen. Darunter fällt zum Beispiel das Sportklettern, bei dem ich mit Seil und Gurt unterwegs bin. Die gibt es beim Bouldern nicht, da bleibe ich immer auf Absprunghöhe, also ungefähr auf 4,50 Metern. Beide Arten kann man in der Halle, im Kletterpark oder in der freien Natur ausüben.

Sie haben eine zweijährige Tochter. Klettert die auch schon?
Na klar! Die zieht sich überall hoch und krabbelt auf alles, was sie erreichen kann. Klettern ist super für kleine Kinder, weil sie dabei die gleichen Bewegungen wie beim Krabbeln machen – und umgekehrt.

Auch ältere Kinder lieben es, auf Bäumen und Klettergerüsten herumzuturnen. Warum?
Klettern fördert die Kreativität. Es gibt nie nur die eine Lösung, irgendwo hochzukommen. Dadurch wird es nie langweilig. Außerdem entspricht es einfach dem Drang nach Bewegung – und diese Kombination macht Klettern für Kinder so spannend.
Wie führt man Kinder am besten an das Sportklettern und Bouldern heran?
Wenn Eltern und Kinder noch gar keine Vorkenntnisse haben, würde ich raten, sich erst einmal in einer Halle oder an einer Outdoor-Kletterwand auszuprobieren, wo Trainer und Trainerinnen anwesend sind und eine erste Sicherheitseinweisung geben können. Später können Familien dann auch nach draußen gehen, gerade fürs Bouldern braucht man ja nicht viel. Nur Kletterschuhe, bequeme Kleidung und eine Bouldermatte, die man auf den Boden legt. Die Bouldermatte sollte gut gepolstert sein und die Schuhe dürfen auf keinen Fall drücken.
Besteht das Risiko, dass Kinder sich überschätzen und höher klettern, als sie sollten?
Ja, da muss man gut aufpassen. Bis zu einem Alter von ungefähr acht Jahren können Kinder Höhen und ihr Gefahrenpotenzial nicht richtig einschätzen. Beim Bouldern draußen ist deshalb die Bouldermatte wichtig, sonst können sich Kinder bei Stürzen leicht verletzen. In der Halle sollte man niedrige Boulderblöcke auswählen oder Grenzen setzen, wie weit die Kinder klettern dürfen. Am besten nur so hoch, dass Eltern die Kinder noch an der Hüfte greifen und so von der Wand heben können. Oberste Regel ist natürlich, dass man das Kind nie aus den Augen lässt oder sich von der Wand entfernt.

Angenommen, eine Kletterhalle ist fern oder man möchte spontan in der Stadt klettern. Geht das auch?
Jüngere Kinder können auf fast jedem Spielplatz klettern. Jugendliche können auch nach Mauern, Treppen und Wänden mit geeigneten Tritten Ausschau halten. Diese Form des Boulderns auf städtischen Strukturen nennt man Urban Bouldering. In vielen Städten haben sich mittlerweile lebendige Szenen entwickelt. In Wien, wo ich lebe, klettern zum Beispiel immer wieder Leute an der Flexwand am Donaukanal entlang.
Können Kinder auch Zuhause klettern üben?
Viele Kinder haben Hochbetten, was super ist, da sie dadurch jeden Tag ein bisschen klettern. Es gibt Klettergriffe, die Eltern an das Hochbett oder eine befestigte Spanplatte schrauben können. Schon hat man eine Mini-Kletterwand fürs Kinderzimmer. Oder die Kinder spielen Fangen auf allen Vieren, mit Händen und Füßen auf dem Boden: Das trainiert genau die Muskeln, die Kinder fürs Klettern brauchen.
Was lernen Kinder beim Klettern?
Klettern macht Kinder klüger. Das ist wirklich wahr. Das ständige Überkreuzen der Gliedmaße vor dem Körper stärkt die Verbindung zwischen der rechten und der linken Gehirnhälfte. Studien haben gezeigt, dass Sport die kognitiven Fähigkeiten und die Konzentration bei Kindern verbessert. Weil es beim Klettern außerdem so viele unterschiedliche Wege zum Ziel gibt, müssen die Kinder kreativ werden und auch das schafft neue Verknüpfungen zwischen den Synapsen im Gehirn. Beim Klettern lernen die Kinder auch ganz viel über sich selbst. In so einer Kletterstunde werden sie immer wieder Erfolge haben, die ihr Selbstbewusstsein stärken. Andersrum werden sie auch mal an schwierigen Stellen stecken bleiben und müssen lernen, mit diesem Scheitern umzugehen.
Der Einstieg zum Aufstieg
Am leichtesten gelingt der Einstieg in eine neue Sportart mit Gleichgesinnten, die helfen, beraten und anfeuern. An Kletterwänden und in Kletterhallen bekommt ihr schnell Anschluss an die lokale Kletterszene. Das Angebot ist riesig: Stolze 535 solcher Einrichtungen wurden 2021 in Deutschland gezählt–im Jahr 2000 waren es noch 290. Die Website des Deutschen Alpenvereins bietet eine übersichtliche Kletterhallen-Suche, in der die meisten von ihnen eingetragen sind.
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Ausbildung zum Versicherungskaufmann bei CosmosDirekt von 1989 bis 1991. Seit 1994 ist Stefan als Online-Redakteur für unsere Webseite verantwortlich.
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