Unseren Körper analysieren wir schon länger mit Fitnesstrackern– jetzt ist der Geist dran. Menschen protokollieren Schlafphasen, messen den Puls und führen Journaling Apps. Weil uns von CosmosDirekt Eure mentale Gesundheit sehr wichtig ist, haben wir genauer hingeschaut: Können diese Fitnessgadgets das Wohlbefinden verbessern?
Zufriedenheit in Zahlen
Mit dem Glück ist es so eine Sache. Es gibt kein Patentrezept. Wohlbefinden oder Hochgefühle bedeuten für jeden etwas anderes. Trotzdem versuchen viele Menschen, das Glück in Zahlen festzuhalten. Denn wer besser versteht, wann und woher es kommt, kann es vielleicht auch leichter vermehren.
Aber wie bemisst man das Glück? Einfach mal nachfragen ist eine Methode. Das Land Bhutan unterhält seit den 1970er-Jahren ein Glücksministerium, das regelmäßig den Grad der Zufriedenheit seiner Bevölkerung erhebt. Ihr Anspruch auf Glück ist sogar in der Verfassung festgehalten. Die letzte Befragung im Jahr 2015 von rund 7000 Menschen ergab, dass knapp 43 Prozent sich „zutiefst“ oder „weitestgehend“ glücklich fühlten. Auch die Vereinten Nationen führen jedes Jahr Umfragen durch, um im „Glücksatlas“ die allgemeine Lebensfreude in ihren Mitgliedsländern zu ermitteln – die Finnen scheinen eine Menge richtig zu machen, sie belegen seit fünf Jahren in Folge den ersten Platz.
Forscher aus aller Welt haben außerdem Gene und Hormone identifiziert, die Hochgefühle und Wohlbefinden begünstigen oder auslösen. So kann beispielsweise das A-Allel im sogenannten FAAH-Gen Gefühle intensivieren und dafür sorgen, dass sein Träger Glück stärker fühlt als andere Menschen. Auch Apps und Seminare, Philosophen und Coaches versuchen, den Geheimnissen des Glücks auf die Spur zu kommen.
Denn Wohlbefinden ist ein Grundbedürfnis. Es gehört zu einem erfüllten Leben wie die körperliche Gesundheit. Dennoch beschäftigen wir uns oft mehr mit Muskeln, Knochen oder Zähnen als mit unserer Seele. Doch gerade wenn die Psyche leidet, sollte man rechtzeitig Hilfe suchen, empfiehlt auch die Heilpraktikerin und Therapeutin Lea Banasch in einem Interview mit CosmosDirekt. Sonst kann das Leben heftig aus dem Gleichgewicht geraten. So waren Erkrankungen der Psyche oder Nervenkrankheiten im Jahr 2021 die häufigste Ursache für Berufsunfähigkeit in Deutschland. Laut einer Statista-Erhebung waren knapp 32 Prozent der Berufsunfähigen davon betroffen.
Den Geist mit Gadgets erforschen
Auch Körpersignale können wichtige Erkenntnisse über die mentale Gesundheit liefern. Denn der alte Spruch stimmt ja: In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist – beides ist untrennbar miteinander verknüpft. Vielleicht kennst Du das: Ein unangenehmes Gespräch lässt Dich in der Nacht davor nicht schlafen. Deine Kiefermuskeln verspannen bei Stress, und wenn Du nervös bist, grummelt Dein Magen.
Wenn Du Körper und Geist aufmerksam beobachtest, kannst Du Zusammenhänge erkennen und im besten Fall rechtzeitig gegensteuern. Wir empfehlen, dem Körper gut zuzuhören, denn er verrät viel darüber, wie es der Psyche geht. Smartwatches, Wearables und Apps helfen Dir dabei, indem sie Deine Körperwerte und Gewohnheiten aufzeichnen und analysieren. So kannst Du mithilfe von Fitnesstrackern zu Deinem persönlichen Glücksforscher werden. Auf diese Signale solltest Du dabei achten:
- Blutdruck und Herzfrequenz: Stress lässt beides ansteigen. Uhren, Armbänder und Ringe können diese Werte messen. Sind sie permanent erhöht, solltest Du dringend der Ursache auf den Grund gehen. In Lehrbüchern wirst Du zwar Normwerte finden, aber Deine idealen Werte unterscheiden sich von denen anderer: Je nachdem, ob Du schwanger bist, alt, jung, sportlich oder übergewichtig. Achte deshalb lieber auf Schwankungen und versuche zu beobachten, in welchen Situationen Deine Werte viel niedriger oder höher sind als gewöhnlich.
- Schlafqualität: Schlafstörungen können auf psychische Erkrankungen wie Burnout oder Depressionen hinweisen. Sleeptracker können helfen, Dich bewusst mit Deinem Schlafverhalten auseinanderzusetzen. Beim Wort nehmen solltest Du sie jedoch nicht. Auch gute Geräte verwechseln gern mal ruhige Wachphasen mit Schlafphasen – und kommen so zu falschen Bilanzen. Eine durchwachte Nacht mit weniger als sechs Stunden Schlaf ist keine Katastrophe, auch wenn sie Dich schon reizbar und unkonzentriert machen kann. Generell gelten in der Schlafforschung sieben bis acht Stunden Schlaf pro Nacht als gesündeste Einheit – nicht weniger, aber auch nicht viel mehr.
- Stimmung: In Journaling Apps dokumentierst Du Deine tägliche Verfassung, übst Dich in Achtsamkeit und hältst positive Gedanken fest. Das kann helfen, ungesunde Muster zu erkennen. Sogar das Aufschreiben selbst tut Dir schon gut. Mehr über die positive Wirkung des Tagebuchschreibens kannst Du hier in unserem Magazinbeitrag lesen.
- Bewegung: Hier geht es nicht darum, mit dem Smartphone verbrannte Kalorien zu zählen. Aber wenn Du Dich auffallend wenig bewegst, solltest Du Dich nach den Gründen fragen. Lustlosigkeit, Angeschlagenheit, Ängste oder dauernde Müdigkeit sind Anzeichen für seelische Erkrankungen. Die Wissenschaft empfiehlt mindestens 150 Minuten Sport mittlerer Intensität pro Woche und täglich mindestens zehn Minuten Bewegung am Stück. Aber schon jeder Schritt mehr im Alltag bringt Dich einem gesunden Lebensstil näher! Regelmäßige Bewegung beugt nicht nur körperlichen Erkrankungen vor oder verlangsamt sie. Sie sorgt auch dafür, dass Glückshormone wie Dopamin und Serotonin ausgeschüttet werden und wir uns ausgeglichener und glücklicher fühlen.
Heilpraktikerin Lea Banasch bevorzugt Journaling Apps. Sie ist überzeugt, dass diese digitalen Tagebücher helfen können, sich auf positive Dinge im Leben zu konzentrieren und aus negativen Gedankenspiralen auszubrechen. Eines ist ihr bei der Nutzung von Fitnesstrackern besonders wichtig: Lass Dich nicht von all den Zahlen unter Druck setzen! Und vergleiche sie nicht mit denen von anderen. Mach nur, was Dir guttut. Denn wie war das noch mal? Glück bedeutet für jeden Menschen etwas anderes. Eben.
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Ausbildung zum Versicherungskaufmann bei CosmosDirekt von 1989 bis 1991. Seit 1994 ist Stefan als Online-Redakteur für unsere Webseite verantwortlich.
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