21.09.2015 - Faktencheck
25 Jahre nach der Wiedervereinigung verblasst die Erinnerung an den Alltag im geteilten Deutschland – auf die politische Einheit folgte in vielen Fragen des Lebens auch die Einigkeit unter den Bürgern. Einige unterschiedliche Werte und Einstellungen halten sich allerdings bis heute, wie repräsentative forsa-Umfragen im Auftrag von CosmosDirekt belegen.
„Jetzt wächst wieder zusammen, was zusammen gehört.“ Diesen Satz prägte Altkanzler Willy Brandt nach dem Mauerfall im Herbst 1989. Ein knappes Jahr später feierte Deutschland die Wiedervereinigung. „Auch ein Vierteljahrhundert nach der Wiedervereinigung finden sich noch deutliche Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen, zum Beispiel in gesellschaftlichen oder politischen Fragen und Einstellungen“, sagt Dr. Peter Matuschek, Leiter der Politik- und Sozialforschung beim renommierten Meinungsforschungsinstitut forsa in Berlin. Das Dossier von CosmosDirekt liefert beachtenswerte Abweichungen zwischen Ost und West im Überblick. Es fasst die Ergebnisse mehrerer repräsentativer forsa-Studien zusammen, für die insgesamt mehr als 12.000 Menschen befragt wurden. Der Online-Versicherer CosmosDirekt beauftragt forsa regelmäßig mit repräsentativen Untersuchungen, die Einblicke in zahlreiche Lebensbereiche der Deutschen gewähren. Dabei werden verschiedene soziodemographische Merkmale wie Alter, Geschlecht und Wohnort berücksichtigt.
Jugend in Kirche und Gesellschaft1
Mit Kommunion und Konfirmation treten junge Christen offiziell ins kirchliche Leben ein. Als säkulare Alternative zu religiösen Festen hat auch die Jugendweihe eine lange Tradition: Bis heute feiern Familien so den Übergang ihrer Kinder vom Jugend- ins Erwachsenenalter.
Familie nur mit Trauschein?2
Schon 1950 schaffte man in der DDR den rechtlichen Unterschied zwischen ehelichen und unehelichen Kindern ab. In der Bundesrepublik hatte noch bis 1970 das Jugendamt automatisch die Vormundschaft für uneheliche Kinder inne. Die Gleichstellung aller Kinder, ob ehelich oder nicht, ist in Gesamtdeutschland erst seit 2011 rechtskräftig.
Gleichstellung in der Partnerschaft3
Selbst ist die Frau: Emanzipation wurde in der DDR gefördert und 1950 mit dem Gesetz über die Rechte der Frau verbindlich geregelt. In der Bundesrepublik trat ein vergleichbares Gesetz erst 1977 in Kraft. Bis heute lassen Alltagsphänomene erahnen, dass die Gleichstellung der Frau unterschiedlich stark gelebt wird.
Mit Gottes Hilfe2
„Der Anteil derjenigen, die einer Religionsgemeinschaft angehören, ist in Westdeutschland – trotz starker Rückgänge – nach wie vor deutlich höher als in Ostdeutschland“, sagt Dr. Peter Matuschek von forsa. „Im Jahr 2012 lag er bei 82 Prozent im Westen und 32 Prozent im Osten. Diese ‚Entkirchlichung’ in Ostdeutschland ist natürlich ein deutliches Erbe der DDR.“
Karneval, Fastnacht, Fasching4
Die deutschen Jecken-Hochburgen liegen vornehmlich in Gebieten mit katholischer Tradition – Ostdeutschland ist dagegen überwiegend evangelisch bzw. säkular geprägt und bietet deutlich weniger Rosenmontagsumzüge.
Ganz Deutschland ist optimistisch1
Ob Heirat, gemeinsame Finanzen oder Brauchtum: Stellenweise ticken die Uhren auch heute noch unterschiedlich. „In anderen Bereichen haben sich die Gewohnheiten, Meinungen und Einstellungen zwischen Ost und West weitgehend angeglichen. Die Unterschiede sind nicht größer als etwa zwischen Nord- und Süddeutschen“, sagt Dr. Peter Matuschek.
1 Repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag von CosmosDirekt. Im März 2015 wurden 768 Eltern befragt, deren Kinder in den letzten drei Jahren Kommunion, Konfirmation oder Jugendweihe hatten.
2 Repräsentative forsa-Umfrage „Meinungen rund um das Thema Hochzeit und Scheidung“ im Auftrag von CosmosDirekt. Im Juni 2015 wurden insgesamt 3.050 Verheiratete, Heiratswillige, Ledige und Geschiedene ab 18 Jahren in Deutschland befragt.
3 forsa-Studie „Arbeit, Familie, Rente – was den Deutschen Sicherheit gibt“ im Auftrag von CosmosDirekt, Mai 2014. Befragt wurden 2.001 Personen ab 18 Jahren in Deutschland.
4 Repräsentative forsa-Umfrage im Auftrag von CosmosDirekt. Im Januar und Februar 2015 wurden 1.011 Bundesbürger ab 18 Jahren befragt, die die Karnevalszeit mögen.