Es gibt Versicherungen gegen Gefahren und es gibt Geldanlagen für die Altersvorsorge – und dann gibt es die Lebensversicherung. Für viele Deutsche ist die Lebensversicherung selbstverständlich – doch wie sie genau funktioniert, wissen viele gar nicht. Du fragst Dich, ob Du heutzutage noch eine Lebensversicherung abschließen solltest, welche Möglichkeiten Du hast und wie man überhaupt eine gute Lebensversicherung findet? Die Antworten liefert unser Ratgeber.
Diese Begriffe solltest Du kennen
Lebensversicherung = Altersvorsorge + Todesfallschutz
Die kapitalbildende Lebensversicherung ist das beliebteste Finanzprodukt der Deutschen. Rund 87,1 Millionen Verträge bestanden im Jahr 2020 in Deutschland (Quelle: GDV). Zwar ist die Gesamtzahl seit einiger Zeit rückläufig, was sich vor allem auf die niedrigen Sparzinsen und den demografischen Wandel zurückführen lässt. Noch immer dient die Lebensversicherung aber einem Hauptzweck: Sie ist ein wichtiges Instrument im Rahmen der Altersvorsorge. Doch sie kann weit mehr als das: Mit einer kapitalbildenden Lebensversicherung verbindet sich immer ein Todesfallschutz. Er sichert die Angehörigen für den Fall ab, dass der Versicherte verstirbt.
Erklärvideo zur Risikolebensversicherung

Drei Formen der klassischen Lebensversicherung
Die drei Formen der klassischen Lebensversicherung sind:
- Kapitallebensversicherung: Als Kunde zahlst Du über Jahre (oder Jahrzehnte) hinweg Beiträge ein und baust so ein Kapital auf, das der Versicherer mit Zinszahlungen und Überschüssen erhöht. Im Erlebensfall wird dieser Betrag an Dich ausgezahlt. Zudem ist auch ein Todesfallschutz für die Hinterbliebenen enthalten.
- Fondsgebundene Lebensversicherung: Sie funktioniert ähnlich wie die Kapitallebensversicherung, allerdings ist die Höhe am Ende der Laufzeit nicht festgelegt. Denn das eingezahlte Kapital wird in Fonds angelegt. Bei einer guten Entwicklung der Kurse kann so die Rendite höher ausfallen, allerdings besteht genauso das Risiko, Verluste zu erleiden.
- Rentenversicherung: Auch hier baut der Versicherte während der Ansparphase ein Kapital auf. Allerdings wird das Kapital monatsweise in Form einer Rente ausgezahlt und nur auf Wunsch als Einmalzahlung. Die Auszahlphase kann begrenzt sein oder bis zum Lebensende gelten. Bei vorzeitigem Tod erhalten die Angehörigen nur die eingezahlten Beiträge zurück.
Wie funktioniert die klassische Lebensversicherung?
Bei der kapitalbildenden Lebensversicherung handelt es sich im Kern um ein Sparprodukt. Daher haben Lebensversicherungen üblicherweise eine Laufzeit von 15, 20 oder 30 Jahren. Wann sollte man daher die Lebensversicherung abschließen? So früh wie möglich! Durch den langen Zeitraum kann durch Zinsen und Überschuss ein beachtliches Plus für den Kunden herauskommen. Denn die Versicherer können die eingezahlten Beiträge lukrativ am Kapitalmarkt investieren, der erwirtschaftete Gewinn wird mit dem Kunden geteilt. Nach Ablauf des Versicherungszeitraums, der oft mit dem Eintritt in die gesetzliche Rente zusammenfällt, wird die Versicherungssumme entweder auf einmal oder als monatliche Rente ausgezahlt.
Der Garantiezins sorgt für Sicherheit
Eines der zentralen Elemente ist der Garantiezins. Dieser steht in jedem Vertrag und wird bis zum Ablauf nicht verändert. So weiß der Kunde schon am ersten Tag genau, welchen Betrag er aus der Lebensversicherung auf jeden Fall erhalten wird. Dem Garantiezins liegt der Höchstrechnungszins zugrunde. Der „ Rechnungszins“ wird vom Bundesfinanzministerium festgelegt und dient dazu, dass die Versicherungsunternehmen ausreichend Vorsorge für ihre eigene Absicherung treffen. Der Rechnungszins ist an die allgemeine Zinsentwicklung gekoppelt. Seit dem Höchststand Mitte der neunziger Jahre geht er schrittweise zurück und liegt derzeit bei 0,9 Prozent.
Die Garantieverzinsung gilt aber nur für den Sparanteil. Dies ist der Beitrag nach Abzug der Fixkosten, vor allem Abschlussprovision, Verwaltungsgebühren und Kosten für die Todesfallleistung. Als Abschlussprovision darf der Versicherer innerhalb der ersten fünf Jahren maximal 2,5 Prozent des Gesamtbetrages abziehen. Daneben fallen pro Jahr Verwaltungskosten an. Die Höhe legt aber jedes Versicherungsunternehmen selbst fest: Manche erheben 1 Prozent, andere 5 Prozent. Ob sich die Garantieverzinsung einer Lebensversicherung nach Abzug der Kosten rechnet, hängt daher immer vom konkreten Vertragsangebot ab.
Renditeplus dank Überschussbeteiligung
Der Garantiezins gibt nur den Betrag an, den eine Lebensversicherung mindestens auszahlt. Bei der Berechnung der Rendite muss ein weiterer Faktor berücksichtigt werden: die Überschussbeteiligung. Dabei unterscheidet man im Wesentlichen drei Arten:
- Der Zinsüberschuss ist eine Beteiligung an laufenden Gewinnen, die die Lebensversicherung durch das Anlegen und Investieren der eingezahlten Beiträge über den Garantiezins hinaus erwirtschaftet.
- Der Risikoüberschuss entsteht, wenn der Versicherer geringere Versicherungsleistungen auszahlt als ursprünglich kalkuliert, zum Beispiel durch ein weiteres Steigen der Lebenserwartung.
- Der Kostenüberschuss fällt an, wenn der Versicherer bei Abschluss- und Verwaltungskosten Einsparungen erzielen konnte.
Außerdem wird jährlich der sogenannte Schlussüberschuss berechnet. Dabei handelt es sich um einen Puffer, den der Versicherer während der Vertragslaufzeit aufbaut.
Die Überschussbeteiligung ist variabel und wird jedes Jahr von den Versicherungen neu festgelegt. Beteiligungszusagen aus dem Vorjahr sind aber bindend und können nicht rückwirkend geändert werden. Allerdings kann es sein, dass ein Versicherer bei schlechter Wirtschaftslage theoretisch über mehrere Jahre keinen Überschuss erwirtschaftet.
Lebensversicherung versteuern
Ob und in welchem Umfang Sie für Ihre kapitalbildende Lebensversicherung Steuern zahlen müssen, hängt vor allem vom Zeitpunkt des Vertragsabschlusses ab.
Diese Verträge sind steuerlich begünstigt. Während der Ansparphase können die Beiträge im Rahmen der Vorsorgeaufwendungen geltend gemacht werden. Zusammen mit Beiträgen für Haftpflicht-, Kranken- und Unfallversicherungen zählen die Prämien für die Lebensversicherung als Sonderausgaben und werden entsprechend bei der Steuererklärung eingetragen. Für Arbeitnehmer gilt ein Höchstbetrag von 1.900 Euro, Selbstständige dürfen 2.800 Euro angeben.
Steuerfrei ist auch die Auszahlung. Allerdings muss der Vertrag eine Laufzeit von mindestens zwölf Jahren aufweisen. Dazu kommt, dass der Todesfallschutz mindestens 60 Prozent des Gesamtbeitrages umfasst und dass wenigstens fünf Jahre lang Beiträge gezahlt wurden.
Verträge zu diesen Bedingungen sind steuerpflichtig. Mit dem Alterseinkünftegesetz gelten Lebensversicherungen nun als private Altersvorsorge, für die Sie Steuern zahlen müssen. Bemessungsgrundlage ist dabei nicht die gesamte Summe, sondern nur der Ertragsanteil. Das ist der tatsächliche Gewinn aus der Lebensversicherung – also die Differenz zwischen den eingezahlten Beiträgen und der Ablaufleistung bzw. dem Rückkaufwert der Lebensversicherung. Auf diesen Differenzbetrag werden 25 Prozent Abgeltungssteuer (plus Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer) fällig.
Halben Gewinn versteuern
Unter bestimmten Umständen musst Du aber nur die Hälfte des Gewinns versteuern:
- Vertragslaufzeit: Der Vertrag lief mindestens zwölf Jahre.
- Zeitpunkt der Auszahlung: Er wird im Alter von mindestens 60 Jahren (Verträge bis 2012) bzw. 62 Jahren (Verträge ab 2012) ausgezahlt.
Wenn diese Kriterien auf Deinen Vertrag zutreffen, zahlst Du auf den halben Gewinn auch nicht die Abgeltungssteuer, sondern die Steuerlast wird anhand Deines persönlichen Einkommensteuersatzes berechnet. Allerdings führt die Versicherung zunächst die höhere Abgeltungssteuer an das Finanzamt ab. Dadurch geht Dir zunächst Geld verloren, aber Du kannst es Dir über die Steuererklärung zurückholen (Anlage KAP, Zeile 23).
Erhältst Du aus Deiner Lebensversicherung eine monatliche Rente, spielt das Datum des Vertragsabschlusses keine Rolle. Stattdessen wird vom Gewinn nur ein festgelegter Anteil versteuert, der sich allerdings nach dem Jahr des Rentenbeginns berechnet.
Lebensversicherung vorzeitig beenden
Wer Geld benötigt und sich deswegen von seiner Lebensversicherung trennen möchte, hat dafür mehrere Optionen: Man kann den Vertrag kündigen oder verkaufen. Außerdem ist es möglich, die Lebensversicherung zu beleihen oder beitragsfrei zu stellen. Die Lebensversicherung zu kündigen ist in der Regel die schlechteste Wahl, weil Du weniger Geld als in den anderen Fällen erhältst.
Lebensversicherung kündigen
Die Kündigung ist für viele die naheliegende Lösung. Allerdings ist sie häufig auch die schlechteste Variante. Denn bei einer Kündigung erhältst Du nur den Rückkaufwert erstattet. Dabei handelt es sich um den „Wert“ der Lebensversicherung (Beiträge + Garantiezins), aber abzüglich der Kosten sowie des Schlussbonus. Dadurch kann die Kündigung letztendlich ein Verlustgeschäft sein.
Zudem solltest Du berücksichtigen, dass gerade bei Verträgen, die zwischen 1994 und 31.12.2004 abgeschlossen wurden, Du von einem hohen Garantiezins sowie einer steuerfreien Auszahlung profitierst.
Lebensversicherung beleihen
Wer nur kurzfristig Geld benötigt, fährt häufig besser, wenn er die Lebensversicherung beleiht. Dies funktioniert über ein sogenanntes Policendarlehen, das die Versicherungsgesellschaft gewährt.
Lebensversicherung verkaufen
Benötigst Du auf längere Sicht das Geld aus der Lebensversicherung, kannst Du diese verkaufen. Dies ist meist lukrativer, als sie zu kündigen. Es gibt eine Reihe spezieller Unternehmen, die Lebensversicherungen kaufen und dann weiterführen. Dabei zahlen sie ein paar Prozentpunkte mehr als die Versicherung bei einer Kündigung ausschüttet. Voraussetzung ist oftmals, dass die Police einen bestimmten Wert hat (z.B. 5.000 Euro) und der Vertrag schon einige Jahre besteht. Für Verträge vor 2005 zahlst Du auch bei einem Verkauf keine Steuer, bei Verträgen ab 2005 werden im Fall eines Gewinns 25 Prozent Abgeltungssteuer fällig.
Lebensversicherung stunden oder beitragsfrei stellen
Möchtest Du die Zahlungen vorübergehend einstellen, kannst Du mit dem Versicherer eine Stundung aushandeln. Eventuell können die Beiträge auch für einen begrenzten Zeitraum aus Überschüssen finanziert werden.
Falls Du auf längere Sicht nichts weiter in die Lebensversicherung einzahlen möchtest oder nicht weißt, wie lange Du aussetzen musst, hast Du eine weitere Möglichkeit: Du kannst die Lebensversicherung beitragsfrei stellen.
Fazit: Ist eine Lebensversicherung (noch) sinnvoll?
Die kapitalbildende Lebensversicherung ist eine Versicherung fürs Leben. Als Teil der privaten Altersvorsorge legst Du regelmäßig Geld zurück, damit Du im Rentenalter mehr Kapital bzw. eine höhere Rente erhältst. Während alte Verträge generell eine gute Rendite bringen, ist das bei neuen Policen häufig nicht mehr der Fall. Allerdings hilft ein genauer Vergleich, die besten Angebote herauszufiltern.